Jorinde & Joringel

 

 

Jorinde & Joringel

Ein Märchen über die Liebe
von Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-1817)

Schauspiel, Tanz, Gesang und Musik in Deutsch, Koreanisch, Spanisch

Premiere: 10. September 1999 
WERKSTATT DER KULTUREN Berlin

 

Regie, Text Dietmar Lenz
Choreografie Soogi Kang und Ensemble
Bühne und Kostüme Yoshio Yabara
Licht Angelo Teixeira
   
Jorinde Darinka Ezeta Mexiko
Joringel Sung-Hak Han Korea
Zauberin, Erzählerin Soogi Kang Korea
Sängerin, Akkordeon    Annun Matteucci Italien
   
Fotos Klaus Rabien | Theater Salpuri

 

Dieses romantische Märchen, dessen Veröffentlichung Johann Wolfgang von Goethe 1777 veranlasste, später nahmen es die Gebrüder Grimm in ihre Kinder- und Hausmärchensammlung mit auf, ist wohl eines der atmosphärisch dichtesten deutschsprachigen Kunst-Märchen.

Mysteriös, schaurig unheimlich, voller Gefühl, und dabei doch voll Schlichtheit, erzählt uns diese geheimnisvolle Liebesgeschichte den Weg zweier Liebenden, wie von einer im Wald wirkenden Zauberin, die die Kunst der Verwandlung versteht. Durch diese erlernt Jorinde die Sprache der Vögel, wie Joringel die Sprache der Träume, welches beiden die Kraft verleiht vom Verliebtsein zur Liebe zu gelangen.

Sinnlich und voller Poesie tanzen, spielen, musizieren, singen und erzählen dieses multiethnische Ensemble von Sehnsucht und Liebe, von der Kraft der Magie und der Kunst der Täuschung in Deutsch, Koreanisch und Spanisch, zu koreanischen und mexikanischen Tänzen, mit koreanischen und südeuropäischen Liedern.
 

Wer liebt, mimt den anderen in sich
Jacques Lecoq, (1921–1999) französischer Schauspielpädagoge, bekannt durch seine École Internationale de Théâtre in Paris, beschreibt einen Teil seiner Ausbildung als ‚eine Reise im Innern’. Diese führt zur Begegnung mit dem „verwesentlichten Leben“, zu dem „gemeinsamen poetischen Grund“.

Lecoq: 
„Darunter ist eine abstrakte Dimension aus Räumen, Licht, Farben, Materialien und Klängen zu verstehen, die jeder in sich trägt. Diese Elemente unserer verschiedenen Erfahrungen, unserer Empfindungen und all dessen, was wir gesehen, angefasst, geschmeckt haben, sind in uns gespeichert. Das alles bleibt in unserem Körper und bildet den gemeinsamen Grund, aus dem auch der Antrieb und die Lust, etwas zu schaffen, hervorgehen werden.

Die pädagogische Arbeit muss in diesen gemeinsamen poetischen Grund vordringen, um über das Leben, wie es ist oder erscheint, hinaus zu gelangen. Nur so werden die Schüler zu einer persönlichen Kreativität finden. Wenn wir zuschauen, wie das Meer, ein Element oder ein Material wie Wasser, Öl ... sich bewegen, haben wir es mit objektiven Bewegungen zu tun, die wir identifizieren können und die im Innern desjenigen, der zuschaut, entsprechende Empfindungen wachrufen. Es gibt aber auch Dinge, deren Dynamiken wir, obwohl sie sich nicht bewegen, ebenfalls erkennen können. Das sind Farben, Wörter, Architektur. Wir können weder die Form noch die Bewegung einer Farbe sehen. Die Emotion aber, die sie in uns wachruft, kann uns in Bewegung, in Bewegtheit versetzen, bis hin zu tiefstem Bewegtsein. Den Ausdruck für dieses besondere Gefühl suchen wir mit Hilfe der Mimages, das heißt: mit Gesten, die nicht zum Repertoire des realen Lebens gehören.

[...] Diese sind mehr Emotion als theatralische Überhöhung. Der Begriff Emotion bedeutet etymologisch ‚in Bewegung bringen’. Wir mimen unsere Welt jeden Tag, ohne es eigentlich zu wissen. Wenn man liebt, mimt man instinktiv den anderen in sich.“

Mit Unterstützung des Senators für kulturelle Angelegenheiten Berlin 1999, WERKSTATT DER KULTUREN Berlin.